Es war einer dieser perfekten Tage. Die Temperaturen unter 0 Grad, aber nicht zu weit. Die Sonne strahlt. Die Landschaft ist in ihr Rauhreifkleid geschlüpft und bezaubert uns mit ihrem Funkeln und Glitzern. Der letzte Tag des Jahres 2016 war wie geschaffen für eine Winterwanderung. Folgt mir nach Hohnstein auf unserer Wanderung zum Brand.
Hohnstein – Kleine Burgstadt in der Sächsischen Schweiz
Das kleine Hohnstein präsentiert sich verträumt. Mit seinen engen Gassen und kurvigen Straßen werden Erinnerungen an alpine Dörfer geweckt. Die Burg, Hauptsehenswürdigkeit der Kleinstadt, präsentiert sich trutzig und stolz thronend am Abgrunde eines Bergplateaus auf dem die ganze Stadt Platz zu haben scheint. Fachwerkhäuser säumen den Ort, der die ein oder andere Sehenswürdigkeit zu bieten hat.
Wir starten unsere Tour auf dem Parkplatz P3 nahe des Hohnsteiner Friedhofs.
Von Hohnstein zum Schanzberg
Unser erstes Ziel soll der Schanzberg werden. Wir schnüren unsere Stiefel, mummeln uns in unsere warme Kleidung und starten bei frostigen -6 Grad Celsius unsere Silvestertour. Vorbei am Schwimmbad der Stadt unterqueren wir eine alte, steinerne Eisenbahnbrücke. Um den Tourismus in der Region anzukurbeln, wurde von Kohlmühle eine 12km lange Schmalspurbahn 1897 erbaut. Die Schwarzbachbahn beförderte bis 1951 Passagiere in die Bergstadt. Heute kann man, die ehemalige und noch fast vollständig erhaltene Bahnstrecke mit ihren beiden Tunneln wandernd erkunden.
Wir gehen weiter bergan an frostig weißen Wiesen vorbei und dem gleisenden, flachstehenden Sonnenlicht entgegen. Teilweise erkennen wir nur Silhouetten von unseren Vorderleuten. Nach wenigen Minuten haben wir den ersten Gipfel erklommen.
Hier oben gibt es einen Aussichtspunkt namens Napoleonschanze, die Bedeutung des Namens daher einfach. Sie stammt von den napoleonischen Befreiungskriegen. Napoleon befahl den Hohnsteinern hier drei Erdbefestigungsanlagen zum Schutz zu errichten.
Der 390m hohe Schanzberg ist bereits der höchste Punkt unserer Tour. Doch dadurch wird die Wanderung dennoch nicht leichter werden. Versprochen.
Wir halten kurz inne und genießen die fantastische Weitsicht in der frostig weißen Wintertraumlandschaft, die zu unseren Füßen liegt. Dank der Sonne fühlen sich die Temperaturen fast schon angenehm an. Doch bald schon wird es frostiger für uns. Denn es geht nun in den schattigen Wald.
Vom Schanzberg nach Waitzdorf
Wir nehmen den Weg in Richtung Brand und folgen der Brandstraße. An der Frostbergsäule, die an einen tragischen Tod erinnert gehen wir den Forstgrabenweg, einen ehemaligen Wirtschaftsweg, links hinab. Wer schwach zu Fuß ist, kann sich die folgenden knapp 5km sparen und der Brandstraße in Richtung Brand weiter folgen. Wir wollen uns unser Mittagessen verdienen und gehen daher hinab zum Tiefen Grund. Unten angekommen biegen wir links ab und gehen 700m auf der geteerten Straße entlang des Grundbachs. Der Holländerweg rechterhand führt uns nun hinauf nach Waitzdorf, einer kleinen, gemütlichen zu Hohnstein gehörenden Ortschaft mit einigen Bauernhöfen und Fachwerkhäusern.
Nach einem kleinen Abstecher zum Liliensteinblick, der heute dank des hervorragenden Wetters seinem Namen alle Ehre macht, durchqueren wir das Dorf und gehen den Dorfgrund hinab. Stellenweise ist es etwas glatt und vereist, daher ist etwas Trittsicherheit erforderlich.
Die berüchtigten 1000 Stufen auf den Brand
Abermals sind wir im Tiefen Grund angekommen und gehen noch etwas linkerhand bergab die Straße entlang. An der Bushaltestelle angekommen, heißt es für uns nun: Luft holen und auf geht’s. Die Brandstufen warten auf ihre Erklimmung. Ich habe mir den Spaß gemacht und in Ruhe gezählt. Nach handgezählten 984 Stufen und zahlreichen Kehren ist es vollbracht. Du stehst oben auf dem Brand-Plateau. Prüfe bitte, ob ich mich verzählt habe. Ich werde es so schnell nicht überprüfen wollen können. 🙂
Zahlreiche Aussichtspunkte belohnen dich für deine Mühen. Du kannst hinab ins Tal des Tiefen Grundbachs blicken und dabei so illustre Felsen wie die Hafersäcke bestaunen, der Thümmelsgrotte einen Besuch abstatten und einer der schönsten Aussichten auf die Sächsische Schweiz von der Brandaussicht genießen.
Die Brandaussicht
Ferdinand Thal beschrieb im 1846 beschriebenen Wegweiser durch die Sächsische Schweiz die Aussicht so treffend, wie ich sie auch über 170 Jahre später nicht besser beschreiben könnte:
Eines der reichsten Landschaftsbilder der Sächsischen Schweiz liegt auf diesem Punkte vor uns ausgebreitet. (…) Rechts erblickt man die Felsen bei Rathen mit der Bastei, das freundliche Wehlen und einen glänzenden Bogen der Elbe in ziemliche Ferne gerückt, dann den Lilienstein und Königstein, hinter welchem sich ein mit zahllosen Dörfern bedecktes Gelände ausdehnt, über welchem in blauer Ferne die Spitzen des Wilisch, des Geisings, des Sattelberges und anderer Höhen des Erzgebirges emporsteigen. Weiter nach links heben sich aus der zahlreichen Menge von Bergen besonders der Pfaffenstein, der Gohrisch, die Nollendorfer Höhe mit der Kapelle, der Schneeberg, die Kuppelberge, der Zirkelstein hervor. Den Zschirnstein erblickt man kaum von irgend einem andern Standpunkte so schön wie von hier. Links schließt sich die Aussicht mit dem Großen Winterberge und Schrammsteine, hinter welchem letzteren der Rosenberg emporsteigt.
Das herrliche, sonnige und vor allem windstille Wetter genießen wir nun an diesem Silvestertag auf ganz besondere Weise: Mit einem Mittagessen im Biergarten der Brandbaude. Erbsensuppe und Nudeln stehen auf unserem Tisch. Natürlich darf das obligatorische Gipfelbier nicht fehlen. Ein unerwarteter Genuss im Winter, der auch der Tatsache geschuldet war, dass wir in der Brandbaude keinen Platz mehr fanden. Im Nachhinein unser Glück. Denn mitunter wird es da drin schon ganz schön heiß. Und wer weiß, ob man, wenn man einmal gemütlich im Warmen sitzt, noch weiterwandern will…
Vom Brand zum Kleinen Kuhstall
Mit dem Brand haben wir die Hälfte unserer Tour geschafft. Zeit also, sich auf den Rückweg zu machen. Wir gehen den Brandweg zurück und biegen nach etwas mehr als einem Kilometer links in den Rundweg ab. Leider haben wir es verpasst an der ersten Weggabelung einen weiteren Abstecher zu unternehmen. Geht es doch linkerhand zu einem Aussichtspunkt, der sich Silvesterturm nennt. Sei es drum, auch die wenig später folgende Aussicht bei der Räumichtwiese ist mehr als lohnenswert.
Wir verlassen den Räumigtweg linkerhand auf den Begangsteig und drehen hier eine kleine Extrarunde im Klettergebiet. Wir durchqueren den Kleinen Kuhstall, der in der Tat an seinen großen Namensvetter erinnert.
Vom Kleinen Kuhstall zur Gautschgrotte
Einen weiteren kleinen Abstecher nehmen wir zur Diebshöhle. Die grottenartige Schichtfugenhöhle entstand hier ohne menschliches Zutun auf dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs.
Den Halbenweg geht es nun sehr entspannt, weil ohne große Höhenunterschiede, in Richtung Hohnstein zurück. Rechterhand liegen illustre Berggipfel wie die Brandpyramide, die Riesenechse und der Drachenkopf.
Wenig später erreichen wir den Abzweig zur Gautschgrotte. Diesen können wir nicht und niemals ausschlagen. Der 40m breite Felsüberhang überspannt ein eiszeitliches Strudelloch und ist nach einem Dresdner Rechtsanwalt benannt, der große Verdienste um die Erschließung der Sächsischen Schweiz hatte.
Im späten Winter oder zumindest nach mehreren Tagen tiefen Frosts ist die Gautschgrotte ein Highlight und Ausflugsziel ohnesgleichen. Wenn die hinabrinnenden Wasser Eissäulen imensen Ausmaßes bilden, kommst du hier leicht ins Staunen. Oftmals hangeln sich meterhohe Eiszapfen hinab auf den Grund und bilden einen imposanten Anblick.
Von der Gautschgrotte zurück nach Hohnstein
Unsere Wanderung nähert sich nun langsam dem Ende. Abermals gehen wir den Halbenweg entlang und gehen Richtung Hohnstein. Im Winter geben die blattlosen Bäume den Blick auf die mutig am Felsen throndende Burg Hohnstein am gegenüberliegenden Hang frei. Unten im Tal rauscht das Wasser des Schindergrabens und nach wenigen Metern sind wir in Hohnstein angekommen. Hier durchqueren wir das kleine Städtchen bis hin zum Parkplatz und sind noch lange überwältigt von der Tour.
Und auch wenn die Wanderung schon über ein Jahr her ist, kann ich mich noch wie gestern an die weißen Wiesen und Bäume erinnern und schwelge gerne in Erinnerung an die schönen Aussichten und die winterlich warmen Sonnenstrahlen.
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Eine Antwort
solche tollen Bilder von der Heimat, vielen Dank 🙂
leider hat es mich vor über zwanzig Jahren in die Großstadt verschlagen, die kalt und lieblos ist. Ich bereite meine Heimreise langsam vor und freu mich schon ganz doll drauf. Solang guck ich mir im Internet so tolle Bilder wie deine hier an um zu träumen.
VG aus noch Magdeburg