Nicht der längste, aber zweifelsfrei der härteste Tag war unser dritter Tag durchs Erzgebirge mit den Highlights Talsperre Carlsfeld, Kammloipe und Aschberg.
Tag 3 – Der härteste Tag
45 Kilometer in den Knochen sind ne ganze Menge Holz. Die Regenerationsphasen von Tag 1 und 2 waren bislang relativ kurz. Also geht es mit Blessuren an den Bändern am Spann, der Achillessehne und leichten Schulterschmerzen los. Das Wetter ist, wie in den 2 Tagen zuvor, ideal. Nicht zu kalt, nicht zu warm. Sonnenschein und klare Sicht bei Temperaturen zwischen 13 und 17 Grad im Schatten. Ideale Wanderbedingungen.
Unser erstes Ziel ist die Talsperre Carlsfeld. Doch bis dahin geht es erst einmal durch die Wälder des westlichen Erzgebirges. In unserer Wanderkarte war eine Schöne Aussicht nahe Wildenthal eingezeichnet. Natürlich ist der Name schon Pflicht für einen Abstecher. Also nix wie hin zu dem eingezeichneten Aussichtspunkt und ein paar zusätzliche Höhenmeter geschrubbt. Wie sich allerdings oben angekommen herausstellt, ist die Schöne Aussicht allerdings schon seit einigen Jahren durch die hohen Bäume zugewachsen. Die einzig schöne Aussicht, die wir hier oben zu sehen bekommen ist der schnurgerade Weg hinab, dort wo wir hergekommen sind und eine nicht enden wollende Schneise hinauf auf den nächsten Anstieg, der, wie sollte es anders sein, auf den Weg zur Talsperre Carlsfeld überwunden werden muss. Sie ist die höchstgelegene Talsperre Deutschlands, liegt inmitten des Waldes und ganz in ihrer Nähe befindet sich eine Gaststätte. Hier beschließen wir im Vorfeld eine Kleinigkeit zu essen, bis wir auf der Speisekarte von Sachsens wahrscheinlich größtem Schnitzel erfahren. Mal ehrlich, daran kommt man als Wanderer nicht vorbei, oder? Also haben wir ein Schnitzel für drei bestellt. Dass der Vierte im Bunde unbedingt Tomate-Mozarella essen wollte, soll hier nicht unerwähnt bleiben.
Frisch gestärkt und dennoch nicht fitter geht der Weg die nächsten Kilometer komplett durch den Wald. Ein Umstand, der die Lust des Weiterwanderns für mich nicht gerade erhöht. Hier kann man zwar die Ruhe besonders genießen, jedoch sind Fernsichten auf das Vogtland hier nicht möglich. Einzig der Weg, der Wald und wir. Zudem wird das Tempo in der Gruppe langsam und die Schmerzen gewinnen Schritt für Schritt oberhand. Genußwandern ist in diesen Minuten etwas anderes. Geht es bergauf ist die Belastung eine andere als bergab. Das Auf und Ab trägt zwar wechselweise zur Entlastung der Bänder und Sehnen bei, allerdings schmerzen die belastenden Glieder auch wechselseitig. Einziger Ansporn im endlos erscheinenden Wald ist die immer kürzer werdende Reststrecke und die Tatsache, dass es erst 15 Uhr ist. Hier hatten wir in den letzten beiden Tagen jeweils noch 4 Stunden Weg vor uns. Ich bin heute definitiv der Jammerlappen von uns Vieren.
Verleitet von der kurzen Reststrecke gelingt es mir nach einer kurzen Rast irgendwo im deutsch-tschechischen Grenzland verlorengeglaubte Kräfte wiederzuerlangen. Entweder war es Alex‘ Traubenzucker oder aber die Erkenntnis, das schnelles Gehen weit weniger weh tut als langsames. Wie ein Blitz marschiere ich los und lasse alles und jeden hinter mir. Zumindest bis wieder eines dieser Täler mit dem dahinterliegenden anstrengenden Aufstieg in Sicht ist. Aber jetzt heißt es Durchbeißen. Nur noch 1 Kilometer bis zum Aschberg mit seinem Aussichtsturm und der grandiosen Rundum-Fernsicht aufs Vogtland. Unsere vormaligen Tagesziele lassen sich zwar nur erahnen. Dennoch schwingt Stolz mit, wie weit die Reise zu Fuß bis jetzt ging.
Der Rest des Weges zur Schönen Aussicht in Klingenthal ist dann ein Kinderspiel. Hier oben am Aschberghang macht Klingenthal fast den Eindruck eines kleinen Bergdorfs. Bergwiesen, große Häuser in allerhand Abstand und das starke Gefälle des Hanges lassen etwas Alpenfeeling aufkommen.
Den Rest des noch jungen Abends verbringen wir mit „Quality Time“. Sportschau mit dem vorletzten Bundesligaspieltag schauen, dazu ein zischendes Plauener Flaschenbier und leckeres vogtländisches Essen in der „Schönen Aussicht“ stehen auf dem Abendprogramm. Von leckerem Essen verstehen die Köche hier wirklich was. In der umfangreichen Speisekarte findet garantiert jeder ein Essen und mit dem fantastischen Blick auf Klingenthal schmeckt das Essen gleich nochmal so gut.
Unser Tagesziel haben wir schon um 17 Uhr erreicht. 20km Wegstrecke waren hart und anstrengend. Die zwei vorherigen Tage merken wir alle in unseren Knochen. Gut, dass es morgen am letzten Tag nur noch 15km sind.
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