Auch wenn für viele Leipzig das Synonym für die friedliche Revolution ist, so hat Plauen seinen ganz eigenen Stellenwert in den Geschichtsbüchern der Wendehistorie 1989 gefunden. Und ein klein wenig habe ich auch dazu beigetragen.
Die friedliche Revolution in Plauen
Ich weiß nicht mehr ganz genau, zu welcher Montagsdemonstration ich mit meinem Vati gegangen bin. Ich weiß nur noch, dass ich bei einer dabei war. Ob es die erste war – jene am 7. Oktober 1989, bei der 20.000 Menschen demonstrierten und das Glück hatten, das diese vom anwesenden Sicherheitspersonal nicht mehr aufgelöst werden konnte – weiß ich nicht mehr. Allerdings kann ich mich noch ganz gut an den Ablauf erinnern. Und das obwohl ich gerade einmal 5 1/2 Jahre alt war. Mit meinem Papa fuhr ich in unserem Trabant 601 – der knallig orangen gefärbt war – von zuhause in die Innenstadt. Wir parkten auf der Jößnitzer Straße. Von hier aus ging es hinab zum Tunnel. Hinter mir kamen immer mehr Leute, die auch den Weg hinab ins Stadtzentrum suchten. Vor mir wird die Menschenmasse immer dichter und auf halber Höhe zwischen Albertplatz und Tunnel kommen wir zum Stoppen. Es bewegt sich fast nichts mehr. Und inmitten der Tausenden von Menschen treffen wir meine Tante Maria. Wir harren aus und verfolgen das bunte Treiben und beobachten die Demonstration so gut es mir als kleiner Stepke möglich ist.
Als die Menschenmassen so unglaublich groß wurden und die Lage nicht mehr so recht überschaubar ist, verlassen wir die Demonstration nach einiger Zeit wieder und fahren wieder heim. Voller Aufregung berichte ich meiner Mutti und meinem Bruder das Erlebte. Auf dem Tunnel (der damals Otto-Grotewohl-Platz hieß) wurden währenddessen zwei Wasserwerfer eingesetzt, die jedoch nicht zur Demonstrationsauflösung führten. Auch sorgten bewaffnete Polizisten dafür, dass man sich dem Rathaus nicht nähern konnte und ein tieffliegender Hubschrauber sollte die Menschenansammlung vertreiben. Dies blieb mehr oder weniger erfolglos. Friedlich ging diese erste Großdemonstration zu Ende, auch wenn es die ein oder andere Verhaftung gab.
Demo in Plauen – Die erste Großdemonstration der DDR, die nicht aufgelöst werden konnte
Ab dem 7. Oktober fanden bis zu den ersten freien Wahlen in der DDR jeden Samstag Demonstrationen statt. Die Demo am 7. Oktober 1989 war die erste auf dem Staatsgebiet der DDR mit einer großen Teilnehmerzahl, die nicht aufgelöst werden konnte. Dementsprechend trägt Plauen eine Vorreiterrolle und gilt als eine der entscheidenden Orte der friedlichen Revolution. Aus diesem Grund wurde am Tunnel gegenüber des Nonnenturms in der Nähe des Theatercafés 2010 ein Wendedenkmal eingeweiht, das an die Geschehnisse im Herbst 1989 erinnert.
An die Parolen der Demonstration kann ich mich nicht mehr genau erinnern. „Wir sind das Volk“ wurde, so glaube ich, erst im späteren Verlauf der Montagsdemos zum geflügelten Wort. Aber andere Parolen habe ich sicherlich nachgesprochen und so auch ein klein wenig zum Fall der Mauer beigetragen.
An welche Wendeereignisse könnt ihr Euch noch erinnern? Schreibt mir Eure Erlebnisse als Kommentar.
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