Die Semperoper in Dresden

Die Dresdner Semperoper: Mein Besuch im Herz der sächsischen Musikwelt

Die Dresdner Semperoper: Mein Besuch im Herz der sächsischen Musikwelt

Neulich stand ich mal wieder auf dem Theaterplatz in Dresden. Vor mir – die Semperoper. Beeindruckend, was für ein Anblick! Jedes Mal, wenn ich dieses Gebäude sehe, bleibt mir kurz die Luft weg. Diese Fassade mit ihren Verzierungen und der goldenen Pantherquadriga überm Eingang… da bekommt man schon beim Hingucken Gänsehaut. Aber wisst ihr was? Die Semperoper ist mehr als nur ein schickes Gebäude. Sie steckt voller Geschichten, Drama und Musik – ein echtes Stück sächsische Seele!

Dreimal abgebrannt, dreimal auferstanden: Die Geschichte der Semperoper

Die Semperoper Dresden
Die Semperoper Dresden

Die Dresdner und ihre Oper – das ist ’ne alte Liebesgeschichte. Schon 1667 öffnete das erste Opernhaus seine Türen. Unter Johann Adolph Hasse (dem damaligen Hofkapellmeister) wurde Dresden dann richtig berühmt für Opernmusik. Aber die eigentliche Semperoper, wie wir sie kennen, kam erst später.

1838 bekam Gottfried Semper – ein Architekt mit Visionen und Mut – den Auftrag vom sächsischen König Friedrich August II. Der wollte ein neues Hoftheater haben, und zwar ein richtig prächtiges! Semper legte los und schuf in nur vier Jahren einen italienischen Rundbau, der alle umhaute. Am 13. April 1841 war’s dann soweit: Eröffnung mit Webers „Jubelouvertüre“. Die Leute waren aus dem Häuschen!

Aber dann – Katastrophe! Am 21. September 1869 fing das Ding Feuer und brannte komplett ab. Die Dresdner waren am Boden zerstört. Aber typisch sächsisch: Jammern hilft nix. Schon vier Wochen später stand am Zwingerwall ein Ersatztheater. Die Leute nannten es liebevoll „Bretterbude“ – war halt nicht so schick wie das Original, aber besser als nix.

Jetzt wurde es kompliziert: Die Dresdner wollten ihr Opernhaus zurück, und zwar vom selben Architekten. Blöd nur, dass Semper im Exil lebte. Er hatte 1849 bei den Maiaufständen mitgemischt und war aus Sachsen verbannt worden. Aber die Dresdner waren schlau – sie baten ihn, aus der Ferne zu planen. Sein Sohn Manfred übernahm dann die Bauleitung. So entstand zwischen 1871 und 1878 der zweite Semperbau, direkt am Theaterplatz.

In diesem Gebäude passierte dann richtig was! Unter Ernst von Schuch (1889-1914) wurden über 40 Opern uraufgeführt. Kennt ihr „Salome“, „Elektra“ oder „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss? Alles hier zum ersten Mal gespielt! Aber auch dieser Bau hatte kein Glück – in der schrecklichen Bombennacht vom 13. Februar 1945 wurde die Semperoper, wie fast ganz Dresden, in Schutt und Asche gelegt.

Nach dem Krieg dauerte es ewig, bis was passierte. Erst 1977 begann der Wiederaufbau unter Wolfgang Hänsch. Und dann, am 13. Februar 1985 – genau 40 Jahre nach der Zerstörung – wurde die „dritte“ Semperoper wiedereröffnet. Mit Webers „Freischütz“ – dem gleichen Stück, mit dem sie 1944 vor ihrer Schließung gespielt hatte. Ich hab Aufnahmen davon gesehen – viele Leute hatten Tränen in den Augen.

Selbst das Elbehochwasser 2002 konnte die Semperoper nicht kleinkriegen. 27 Millionen Euro Schaden! Aber nach nur drei Monaten spielten sie wieder. Die Dresdner sind eben zäh wie Leder, wenn’s um ihre Oper geht.

Architektur zum Staunen – mit versteckten Details

Wenn ihr mal vor der Semperoper steht, nehmt euch Zeit zum Gucken! Der Bau im Stil der italienischen Renaissance ist einfach der Hammer. Die gebogene Fassade mit den großen Rundbogenfenstern und Säulen… und natürlich die Pantherquadriga überm Portal.

Aber habt ihr schon mal genauer hingeschaut? Die Fassade erzählt richtige Geschichten! Im Eingang stehen Statuen von Schiller und Goethe – die sollen zeigen, dass bei Aufführungen in der Semperoper das gesprochene Wort genauso wichtig ist wie die Musik. In den Seitennischen findet ihr noch mehr berühmte Schriftsteller: Shakespeare, Euripides, Molière und andere.

Besonders cool ist die halbrunde Exedra über dem Portal. Da sind mehrere Grazien zwischen Apollon und Marsyas zu sehen. An der Westfassade gibt’s das sächsische Wappen, Figuren für Liebe und Gerechtigkeit und ’ne Büste von Gottfried Semper selbst.

Und wenn ihr die Chance habt, die Semperoper bei Nacht zu sehen – unbedingt machen! Die beleuchtete Fassade ist der Wahnsinn. Kennt ihr vielleicht aus ’nem Werbespot von Radeberger? Genau das!

Innen drin: Glanz, Pomp und perfekte Akustik

Letztes Jahr war ich bei einer Führung dabei. Mann, das Innere haut einen mindestens genauso um wie die Außenfassade! Wenn man ins Foyer kommt, wird man fast erschlagen von dem ganzen Prunk. Die verzierten Ränge im Zuschauerraum und dieser riesige Kronleuchter – da fühlt man sich gleich wie im 19. Jahrhundert.

Der absolute Knaller ist der Schmuckvorhang – 17 x 12 Meter groß und 400 Kilo schwer! Darauf sind lauter berühmte Künstler abgebildet: Mozart, Beethoven, Wagner, Lessing, Goethe… Die Reinigung und Restaurierung 2013 hat übrigens 40.000 Euro gekostet. Nicht gerade ein Schnäppchen, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Was die Semperoper aber wirklich besonders macht, ist die Akustik. Die ist so gut, dass man angeblich das Umblättern einer Notenpartitur bis in die letzte Reihe hören kann. Und das Verrückte: Die Akustik kommt nur durch die Bauweise – ohne moderne Technik! Hab ich selbst getestet, als ich bei ’ner „Zauberflöte“ war. Saß ganz hinten und hab jedes Wort verstanden.

Wusstet ihr übrigens, dass der Kammerton der Sächsischen Staatskapelle bei 443 Hertz liegt? Das sind drei Frequenzen höher als normal. Dadurch klingt das Orchester irgendwie… anders. Brillanter. Schärfer. Muss man gehört haben!

Lebendige Tradition statt verstaubtes Museum

Die Semperoper ist kein Museum, wo man nur ehrfürchtig rumschleicht. Hier wird GELEBT! Die Sächsische Staatskapelle Dresden (gegründet 1548!) spielt hier regelmäßig. Unter Christian Thielemann haben die in den letzten Jahren für Furore gesorgt.

Seit 2006 gibt’s auch wieder den Semperoper-Ball – eine Tradition aus den Jahren 1925-1939. Für dieses Mega-Event werden die Sitze teilweise rausgenommen, und der Zuschauerraum wird zum Ballsaal.

Kuriositäten, die kaum jemand kennt

Hier kommen ein paar Fakten, mit denen ihr bei der nächsten Party angeben könnt:

  • Die Semperoper ist das einzige Opernhaus weltweit, das DREIMAL am selben Ort gebaut wurde. Dresdner Dickköpfigkeit at its best!
  • Beim Wiederaufbau nach dem Krieg haben sie über 300.000 originale Steine aus den Trümmern geborgen und wiederverwendet. Stellt euch mal die Puzzlearbeit vor!
  • Im Keller gibt’s ein ausgeklügeltes System von Wasserkanälen zur Brandbekämpfung. Ironisch, wenn man bedenkt, dass der erste Bau trotzdem abgefackelt ist.
  • Unter jedem Sitz im Zuschauerraum ist ein Belüftungssystem – revolutionär für die damalige Zeit! Deswegen wird’s auch im Sommer nie so stickig wie in anderen alten Opernhäusern.
  • Bei der Wiedereröffnung 1985 war’s so kalt, dass die Sänger ihren eigenen Atem sehen konnten. Die Heizung war noch nicht richtig eingestellt, aber verschoben wurde trotzdem nix!

Was läuft aktuell? Highlights im Spielplan 2025

Falls ihr jetzt Lust bekommen habt: Die Semperoper hat auch dieses Jahr wieder ein tolles Programm. Hier meine persönlichen Tipps:

Pfingstwochenende 2025:

– Samstag, 7. Juni: „Turandot“ – Marie-Ève Signeyroles Inszenierung mit Elisabeth Teige und Elbenita Kajtazi. Hab die Teige letztes Jahr in Oslo gehört – Gänsehaut pur!
– Sonntag, 8. Juni: 11. Sinfoniekonzert mit Daniele Gatti, der seinen Mahler-Zyklus fortsetzt. Die 3. Sinfonie ist ein Brocken, aber Gatti packt das!
– Sonntag, 8. Juni: „Roméo et Juliette“ – Gounods Version von Shakespeares Klassiker. Romantischer geht’s kaum.
– Montag, 9. Juni: Matinee mit Jan Vogler bei den Dresdner Musikfestspielen. Der Cellist ist ’ne Wucht!

Mai-Highlights:

– Donnerstag, 1. Mai: „Tosca“ – Puccinis Kracher mit Maria Agresta und Joseph Calleja. Calleja hat eine der schönsten Tenorstimmen unserer Zeit, meiner bescheidenen Meinung nach.
– Freitag, 2. Mai: „Schwanensee“ – Johan Ingers Version des Ballett-Klassikers. Nicht so traditionell wie erwartet, aber umso spannender!
– Samstag, 3. Mai: „Roméo et Juliette“ (Premiere) – bin schon gespannt, was sie aus Gounods Oper machen.

Selbst hingehen – aber wie?

Habt ihr jetzt Bock bekommen? So kommt ihr hin:

Eine Aufführung zu besuchen ist natürlich das Größte. Aber Vorsicht: Die Karten sind oft schnell vergriffen. Also früh buchen! Ich hab letztes Jahr für „La Traviata“ drei Monate im Voraus gebucht und hab trotzdem nur noch Plätze mit eingeschränkter Sicht bekommen.

Günstiger und auch super sind die täglichen Führungen. Da erfahrt ihr viel über die Geschichte, Architektur und die Künstler. Für Familien mit Kindern gibt’s spezielle Familienführungen – Freunde von mir fanden diese klasse, vor allem als er den Orchestergraben sehen durfte.

Praktische Tipps für euren Besuch

  • Die Semperoper liegt am Theaterplatz 2 in 01067 Dresden, mitten in der Altstadt.
  • Mit den Straßenbahnlinien 4, 8 und 9 kommt ihr zur Haltestelle „Theaterplatz“. Parken in der Innenstadt ist die Hölle, also nehmt lieber die Öffis!
  • Führungen gibt’s täglich, aber in der Hochsaison solltet ihr vorher reservieren. Mir ist mal passiert, dass ich spontan hin bin und zwei Stunden warten musste.
  • Tickets könnt ihr online auf www.semperoper.de oder telefonisch unter 0351/4911705 buchen. Die Website hängt manchmal, dann lieber anrufen.
  • Dresscode? Für Aufführungen ziehen sich die meisten schick an, aber es ist keine Pflicht. Ich hab auch schon Leute in Jeans gesehen. Bei der Premiere von „Tosca“ letztes Jahr waren allerdings alle richtig aufgebrezelt.
  • Tipp: Macht vor oder nach eurem Besuch einen Spaziergang an der Elbe entlang. Der Blick auf die Semperoper vom anderen Ufer ist einfach traumhaft – besonders bei Sonnenuntergang!

Egal wie ihr die Semperoper erlebt – es wird euch packen! Sie ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk und ein Tempel der Musik, sondern auch ein Symbol für Dresdens kulturelle Bedeutung und den Überlebenswillen seiner Bewohner.

Also, worauf wartet ihr noch? Ab nach Dresden und die Semperoper erleben! Ich verspreche euch: Das ist ein Erlebnis, das ihr nicht so schnell vergessen werdet. Und wer weiß – vielleicht treffen wir uns ja mal dort? Ich bin der Typ mit dem leicht schiefen Programmheft, der in der Pause begeistert über die Akustik schwadroniert.

 

Dir hat dieser Beitrag gefallen? Dann teile ihn doch deinen Freunden! Damit hilfst du mir, die Highlights in Sachsen noch bekannter zu machen.

WhatsApp
Facebook
Email
Pinterest
Twitter
LinkedIn
Skype
Telegram
Picture of Matthias
Matthias
Als gebürtiger Vogtländer, der in Chemnitz zur Berufsschule ging, in Dresden studiert und lebt, ist mir Sachsen ans Herz gewachsen. Meine Begeisterung über die Sehenswürdigkeiten des Freisaats möchte ich gerne mit anderen teilen. Mehr über mich und den Blog erfahrt ihr auf der Über mich-Seite

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Des is vielleicht och was fier dich!