Nachdem ich im letzten Beitrag intensivst (fast) alle Bautzner Türme vorgestellt habe, versuchen wir uns heute an einem Stadtrundgang durch Bautzens Altstadt ohne Türme.
Bautzens Altstadt ohne Türme
Ein schwieriges Unterfangen. Starten wir am Kornmarktcenter, wo wir auch unser Auto abstellen können und gehen über die Theatergasse auf die Reichenstraße. Ein in den Boden eingelassener Stern weist uns die Wege zu den Sehenswürdigkeiten der Altstadt samt Entfernungsangabe. Doch eigentlich brauchen wir für die erste Sehenswürdigkeit gar nicht viel weiter gehen. Die Reichenstraße mit ihren Häuserfassaden unterschiedlichster Art mit ihren vielen individuellen Wappen auf halber Haushöhe, die unterschiedliche Gilden und Gewerke darstellen und den unterschiedlichen und doch harmonischen Dachschindeln sind schon ein erster Hingucker. Wir gehen links Richtung Hauptmarkt
Hauptmarkt mit Brunnen und Rathaus
Auf dem Hauptmarkt angekommen fällt der Brunnen mit dem Ritter Dutschmann ins Auge. Ob der Ritter Dutschmann ein Reitkünstler war oder einfach nur hier ins Wasser getaucht (geditscht) wurde, wissen nur die Sagen zu berichten. Auch Heldensagen von einem römischen Krieger oder einem Helden zu Zeiten Karls des Großen sind denkbar. Gesichert ist aber nichts. Hinter dem Brunnen befindet sich das Gewandhaus Bautzen, das im 13. Jahrhundert ein großes Kaufhaus war. Schaut man sich auf dem Markt um, fällt unweigerlich das gelbfarbene Rathaus ins Auge. Wer nicht weiß wie spät es ist, findet hier dank dreier Uhren schnell Rat. Rechts neben dem Rathaus befindet sich die Touristinformation.
Zum Fleischmarkt und dem Dom St. Petri
Wir gehen die Gasse zwischen Rathaus und Touristinfo hinauf zum Fleischmarkt und stoppen am Südende des Marktes an einem großen, 7-teiligen schmiedeeisernen, massiven goldverzierten Tor. Auch ins Auge fällt der Brunnen auf dem Fleischmarkt vor dem Dom, der gleich das nächste Highlight unserer Tour ist. Die Kirche ist eine Simultankirche, das heißt hier werden sowohl evangelische als auch katholische Gottesdienste abgehalten. Zudem hat die Kirche zwei Orgeln. Jede Orgel befindet sich voneinander getrennt in einem eigenen Kirchenteil. Generell ist die Bauweise etwas asymmetrisch und auch weist das Kirchenschiff einen starken Achsenknick auf. Die Asymmetrie beruht auf der Tatsache, dass ein zweiter Kirchturm gebaut werden sollte, der Achenknick vermutlich weil man sich beim Anbau an den umliegenden Häusern orientierte.
Hinter dem Dom befindet sich im Domstift St. Petri die Domschatzkammer St. Petri. In den sehenswerten Innenhof kann man ruhig mal einen Blick werfen.
Romantisch – Der Nikolaifriedhof in Bautzen
Es gibt nicht viele Friedhöfe, die das Wort romantisch verdienen. Der Bautzner Nikolaifriedhof mit seiner Nikolaikirchruine gehört zweifelsohne dazu. Der Zugang zum Friedhof erfolgt vom Domstift an der Senfstube aus rechterhand hinunter durch die Nikolaipforte. Die Grabmäler und Bepflanzungen, die Ruine der Wehrkirche St. Nikolai und der Blick hinüber zur Ortenburg, hinunter zur Spreeschleife und die vielen Statuen und Gedenksteine bilden ein sehr harmonisches, friedvolles Gesamtbild. Efeu klettert Bäume hinauf. Hier und da blühen Frühblüher. Geht man durch die Ruinen der alten Wehrkirche entdeckt man weitere Gräber die hier inmitten des ehemaligen Kirchenschiffs angelegt wurden. Seit dem 15. Jahrhundert werden hier Menschen begraben, darunter auch zahlreiche sorbische Persönlichkeiten. Einen kleinen Spaziergang über den Friedhof sollte man bei einem Besuch durch das alte Bautzen unbedingt unternehmen.
Giebelweise Sehenswertes – Die Ortenburg
Vom Nikolaifriedhof sind es nur wenige Schritte bis zur Ortenburg. Die Schlossstraße entlang laufen wir vorbei an der Bibliothek mit dem Bautzner Bücherwurm und durch den Matthiasturm hindurch. Nun befinden wir uns in der Ortenburg. Der auf drei Seiten von der Spree umflossene Felssporn, auf dem sich heute die bereits um das Jahr 928 entstandene Ortenburg befindet, war aufgrund dieser Lage bereits in der Bronzezeit besiedelt. Vor Angriffen musste man sich hier folglich nur aus einer Richtung her schützen. Heute befindet sich in der Ortenburg das Sächsische Oberverwaltungsgericht. Markant sind deren weiße Renaissancegiebel. In den Nebengebäuden im Hof der Ortenburg befinden sich das Sorbische Museum und das Puppenspieltheater mit dem dort aufgestellten Rietschelgiebel. Dieser ist ein 1840 entstandenes Werk des Bildhauers Ernst Rietschel der ursprünglich an der Nordwand des ersten Hoftheaters in Dresden angebracht war. Zu sehen ist eine Figurengruppe mit dem Titel „Allegorie der Tragödie“.
Panorama auf der Friedensbrücke
Von der Ortenburg führt uns der Weg nun entlang der Stadtmauer auf dem Reymannweg. Wir passieren die Mühlbastei und durchqueren das Mühltor und landen bei der Alten Wasserkunst und der Michaeliskirche – ein Gebäudeensemble, das typisch für Bautzen ist. Über die Mühlengasse laufen wir nun auf die Friedensbrücke von der man aus den besten Blick auf die über der Spree thronenden Altstadt hat.
Zum Museum Bautzen am Kornmarkt
Das Museum Bautzen, das gleichzeitig auch Regionalmuseum der sächsischen Oberlausitz ist, beherbergt heute die umfangreichsten musealen Sammlungen der Stadt Bautzen. Es gilt als eines der größten und bedeutendsten Museen der Oberlausitz. Die ur- und frühgeschichtliche Sammlung, aber auch die Kunstsammlung hat überregionale Bedeutung. Bei mehr als 100.000 ausgestellten Exponaten und zahlreichen wechselnden Ausstellungen sollte man bei einem Besuch etwas Zeit mitbringen.
Fazit – Bautzen ohne Türme: Geht!
Bautzen hat mehr zu bieten als seine zahlreichen, wunderschönen und vielseitigen Türme und Basteien. Aber es ist durchaus möglich einen Stadtrundgang ohne Turmbesichtigung und Besteigung durchzuführen. Wer länger in Bautzen weilt, kann noch viel mehr unternehmen. Tipps hierfür habe ich in meinem Beitrag „Ein Wochenende in Bautzen“ zusammengestellt.